
Ein sehr wichtiger Kurswechsel ist auch in unserer Diplomatie eingetreten. Sie setzt sich jetzt engagierter ein, wenn es um die polnische Staatsräson geht. Uns erreichen zahlreiche Signale, dass unsere Diplomaten stärker auf antipolnische Aussagen oder Gedankenkürzel wie «polnische Konzentrationslager« reagieren.
Ein Gespräch mit Prof. Jan Żaryn, Mitglied des Senats, der zweiten Parlamentskammer der Republik Polen
Was sollten wir machen, damit die Welt Polen im Zweiten Weltkrieg mit dem heldenhaften Kampf gegen die Besatzer und nicht mit Konzentrationslagern assoziiert?
Am effektivsten ist in dieser Frage sicher die positive Narration. Anstatt sich bei sich wiederholenden Lügen ständig beleidigt zu zeigen, sollten wir der Welt stolz sagen: „Schaut, wie wir wirklich waren!” Ein Beispiel für solch eine positive Message ist das Familie Ulma-Museum der polnischen Judenretter in Markowa. Weltweit gibt es immer noch das falsche Stereotyp, dass der Katholizismus als Weltanschauung half, den Holocaust zu akzeptieren. Das ist eine ungeheure Lüge, die das polnische Volk und die katholische Kirche auf übelste Art und Weise verunglimpft. Um derartige Verleumdungen erfolgreich zu bekämpfen, sollte man Initiativen wie die Gründung des Museums in Markowa fördern.
Eine lohnenswerte Bemühung wäre es auch, die oben erwähnte positive Narration über Polen der Welt im Rahmen der Popkultur zu präsentieren. Bereits in der Wahlkampagne hat die Partei Recht und Gerechtigkeit eine Filmproduktion zu diesem Thema angekündigt. Auf die einfache Formel gebracht: ein großartiger Film oder eine gut gemachte Fernsehserie würden helfen, das wahre Bild Polens und die Rolle unseres Landes im Zweiten Weltkrieg einem weltweiten Publikum zu zeigen. Eine derart markante Erfahrung wie unsere Begegnung mit zwei totalitären Systemen ist in einem Drehbuch durchaus erzählenswert.
Warum ist es uns bisher nicht gelungen, diese positive Überlieferung zu popularisieren?
Da seit den 1990er Jahren die polnische Geschichtspolitik eine sog. Politik der Beschämung war. Sie wurde von unseren politischen Institutionen und einem großen Teil der meinungsbildenden Kreise gefördert. Im Rahmen dieser Politik sollte unsere Geschichte nicht ans Licht kommen, weil sie das Schlechte schlechthin verkörperte. Sie war nämlich angeblich durch Antisemitismus, Chauvinismus und Xenophobie gekennzeichnet. Da sie uns angeblich daran hindern würde, wieder ins Abendland zurückzukehren und sich dort zu etablieren. Diese Überzeugung wirkte sich leider auf die Geschichtspolitik nach außen hin aus. Personen, die unsere Errungenschaften in der Geschichte betont haben, wurden aufs Abstellgleis geschoben. Genauso wie diejenigen, die auf unser Recht pochten, den Westen wegen seiner Politik Polen gegenüber im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit zu kritisieren. Stets fehlten finanzielle Mittel für Projekte, die unsere Geschichte ins rechte Licht rücken würden ‒ sei es im Rahmen der Massen- oder Hochkultur.
Was hat sich in dieser Hinsicht getan, seitdem Ihre Partei ‒ Recht und Gerechtigkeit ‒ am Ruder ist?
Im Gegensatz zu unseren Vorgängern haben wir vor allem den gesellschaftlichen Willen erkannt, sich mit einem Symbol des polnischen Volksheldentums identifizieren zu wollen. Ich meine hier in erster Linie das positive Symbol von den Verstoßenen Soldaten. Deshalb ist der 1. März, der Nationale Tag des Gedenkens an die Verstoßenen Soldaten, ein wichtiges Datum unseren Patriotismus zu zeigen. Die Staatsverwaltung unterstützt alle von unten kommenden Initiativen, die sich das zum Ziel gesetzt haben.
Ein sehr wichtiger Kurswechsel ist auch in unserer Diplomatie eingetreten. Sie setzt sich jetzt engagierter ein, wenn es um die polnische Staatsräson geht. Uns erreichen zahlreiche Signale, dass unsere Diplomaten stärker auf antipolnische Aussagen oder Gedankenkürzel wie «polnische Konzentrationslager« reagieren. Wir müssen in dieser Frage entschieden handeln, weil solche negativen Erscheinungen eine bewusst falsche Interpretation des Zweiten Weltkrieges fördern und verhindern, uns mit der Wahrheit über die polnische Geschichte durchzusetzen. Ganz zu schweigen davon, dass sie auch unsere politische Sicherheit bedrohen können.