«Polnische Lager« ist schlicht und einfach Volksverhetzung

Das Bemühen um den guten Ruf Polens ist für mich aus diesem Grund nichts anderes als ein Element des Kampfes um die staatliche Sicherheit, ein Element der Festigung der polnischen Unabhängigkeit.

Ein Gespräch mit Maciej Świrski, dem Vorsitzenden von „Imageschutz – Polnische Liga gegen Verleumdung”

„Imageschutz – Polnische Liga gegen Verleumdung” ist eine NGO, die sich allgemein für den guten Ruf Polens einsetzt. Was sind die Hauptziele der Organisation, die Sie leiten?

Vor allem streben wir das Ziel an, das negative Bild Polens, das gegenwärtig weltweit und bei der eigenen Nation vorhanden ist, zu ändern. Wir wollen die in Medien und unter Menschen herrschende Meinung über uns, die man manchmal sogar als abschätzig bezeichnen kann, revidieren und bewirken, dass unser Volk die verdiente Anerkennung findet. Unser Vorbild in dieser Hinsicht ist die jüdische Anti-Defamation League.

Ziel Nr. 2 der Liga ist die Bekämpfung der Lügen, die über Polen verbreitet werden. Es geht hier nicht nur um die Geschichte, sondern auch um die Gegenwart, denn Polen ist zurzeit einer gigantisch aggressiven Propaganda ausgesetzt. Daher verfahren wir zweispurig. Einerseits ziehen wir die Autoren der Verleumdungen zur Rechenschaft, die sich der Formulierung «polnische Konzentrationslager« bedienen, andererseits informieren wir das Ausland ehrlich über die aktuelle Situation hierzulande. Unsere Mitarbeiter haben Info-Pakete in verschiedenen Sprachfassungen vorbereitet, die wir u.a. an EP-Abgeordnete und ausländische Medien schicken. Sie enthalten z.B. Informationen über Ursachen der das Verfassungsgericht betreffenden Kontroversen oder Mitteilungen über Reformen, die in Polen momentan durchgeführt werden.

Des Weiteren sind wir sehr bemüht, unsere nationale Identität zu stärken sowie gegen eine sog. Pädagogik der Beschämung vorzugehen. Die Pädagogik der Beschämung wurde leider zum Hauptelement der antipolnischen Propaganda und dient dem Zweck, Polen auf der internationalen Bühne in Misskredit zu bringen. Sie macht es unmöglich, uns erfolgreich zu verteidigen. Deshalb liegt dem Imageschutz viel daran, unter unseren Bürgern das Gefühl zu wecken und zu festigen, auf Polen stolz sein zu können. Wir erreichen das u.a. durch Publikationen, Ausstellungen, Konzerte sowie Urban Gaming.

Zurzeit arbeiten wir intensiv am Ausbau der Abteilung „Dokumentation und Analysen” unserer Organisation. Den dort beschäftigten Analytikern steht seit kurzem ein effektives Werkzeug zur Verfügung. Es ist ein halbautomatisches System zum Suchen und Filtern von Internetinformationen, die Polen diffamierende Passagen enthalten. Dadurch können wir erfahren, welche Kategorien von Lügen auftauchen und wer sie in Umlauf bringt. Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass «polnische Lager« und andere Bezeichnungen dieser Art eine Desinformation sind. Und die Desinformation ist eine der Waffen des gegenwärtigen Informationskrieges. Das Bemühen um den guten Ruf Polens ist für mich aus diesem Grund nichts anderes als ein Element des Kampfes um die staatliche Sicherheit, ein Element der Festigung der polnischen Unabhängigkeit.

Was würden Sie zu den größten Erfolgen der Liga zählen?

Unser größter Erfolg ist zweifelsohne mit dem Dreiteiler Unsere Mütter, unsere Väter verbunden, einer rassistischen und Polen verleumdenden deutschen Filmproduktion. Es gelang uns, seine Autoren vor Gericht zu bringen. Die Rechtsanwälte, die mit dem Imageschutz in dieser Frage kooperierten, vor allem Frau Monika Brzozowska und Herr Lech Obara, erarbeiteten eine Rechtsauslegung, die polnische Gerichte als rechtmäßig angenommen haben. Laut dieser Rechtsauslegung darf jede Zivilperson, die glaubt, das Wohl des polnischen Volkes sei verletzt worden, den Täter verklagen.

Unsere Errungenschaft ist auch das Verbot von Vorführungen des Films Ida an Bord der Flugzeuge von British Airways. Dank der Mobilmachung der Gesellschaft in Form von Protesten wurde dem Vorspann dieses Films eine Erklärung hinzugefügt, die die wahre Rolle der Polen im Zweiten Weltkrieg beinhaltet. Darüber hinaus haben wir sehr viele Berichtigungen erzwungen – in Texten, in denen sich auf Polen bezogene Unwahrheiten befunden haben.

Für welche Wortwahl sollten wir uns entscheiden, wenn wir über die Lügen sprechen, die die polnische Geschichte betreffen? Trifft hier der Begriff „fehlerhafte Codes des Gedächtnisses” den Nagel auf den Kopf?

Die Bezeichnung „fehlerhafte Codes des Gedächtnisses” wurde erfunden, als die Bürgerplattform (PO) noch an der Macht war. Ich finde diesen Ausdruck sprachlich unpräzise und unscharf, er verwässert außerdem die Frage der Verantwortung. Man soll gerade bei der Problematik, über die wir uns unterhalten, das Kind beim Namen nennen, anstatt durch die Blume zu reden. Und mit dem Westen muss man über die Sprache der Political Correctness kommunizieren. Also klipp und klar sagen, dass die Worte «polnische Lager« nichts anderes als Hassrede sind, die sich, unter Verwendung der „Auschwitz-Lüge” (eng. Holocaust denial), gegen das polnische Volk richtet. Eine Hassrede, die bezweckt, Polen auf der internationalen Arena zu diskriminieren. Die Sprache der Political Correctness ist momentan leider die einzig verständliche in der medialen Welt des Westens.

Sich auf unsere moralischen Werte oder polnische Würde zu berufen, bringt nichts. Hier sprechen allerdings noch wir ein anderes Problem an, mit dem Amerika und der europäische Westen zu tun haben. Ihnen fehlt einfach der Bezug zur Wahrheit, dessen Folge der Gebrauch des Begriffes «polnische Lager« ist.